Pressemitteilung Klimacamp
Pressemitteilung
Mit Wut und guter Laune für den Erhalt des Staudenhofs
Potsdamer Gruppen veranstalten vom 12. – 14. Mai ein Protestcamp gegen den Abriss des Gebäudes.
Innenstadt. Mit Konzerten, Podiumsdiskussionen, Workshops zu Themen der Stadt- und Klimapolitik, einem 24-Stunden-Lauf und Essensversorgung macht ein breites Bündnis aus 19 Potsdamer Initiativen auf den Widersinn aufmerksam, den Staudenhof abzureißen.
„Für uns ist die völlig unnötige Vernichtung von günstigem Wohnraum in der Innenstadt an Ignoranz nicht zu überbieten“, sagt Holger Zschoge vom Netzwerk „Stadt für alle“. „Statt das bautechnisch völlig intakte Gebäude günstig zu sanieren, will die Stadt 40 Millionen Euro für Abriss und Wideraufbau verschwenden. Es ist wie bei den Schildbürgern.“ Zschoge organisiert mit anderen ehrenamtlich Aktiven das Camp um den Staudenhof. Rund an dem Wochenende planen sie insgesamt über 30 verschiedene Programmpunkte. Einer der ersten wird eine Fahrraddemo von Potsdamer Schulen zum Camp in der Innenstadt am Freitag sein.
Fridays for Future, Letzte Generation und Extinction Rebellion rufen mit auf
Die Fahrrad-Aktion wird organisiert von Fridays for Future (FfF) Potsdam, die ebenfalls zum Protest gegen den ökologisch unsinnigen Abriss aufrufen. „Wir von Fridays for Future Potsdam fordern eine klimaneutrale Stadtentwicklung Potsdams bis 2030 und unterstützen deshalb das Camp“, sagt Soja Halbeisen. „Ein Neubau wird nicht nur den Geldbeutel der Stadt Potsdam belasten, sondern auch die notwendige Klimaneutralität erschweren. Das ist mit Blick auf die zahllosen wissenschaftlichen Berichte zum Thema Klimawandel, wie dem IPCC, nicht zu verantworten“.
Auch die Gruppe Letzte Generation (LG) ist für eine Sanierung des Gebäudes und unterstützt den Protest: „Der Abriss wäre nicht nur eine Verschwendung von kommunalen Finanzmitteln, er wäre auch ein ökologisches Desaster“, ergänzt Vera Sons von LG. „Laut UNO verursacht die Baubranche 38 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes. Bei einem Neubau würden soviel CO2-Emmissionen ausgestoßen, dass es 40.000 Bäume bräuchte, dies wieder auszugleichen. Das entspricht über anderthalb Mal den Bäumen im Park Sanssouci“.
Ebenfalls an Board sind die Aktivist*innen von Extinction Rebellion, so wie Sophie Niebergall. Sie sagt: „Der Staudenhof ist Symbol für die scheiternde Klima- und Sozialpolitik der Stadt. Der geplante Abriss missachtet Artikel 20 des Grundgesetzes. Danach schützt der Staat auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere. Darüber hinaus ignoriert er die ohnehin zu niedrig gesteckten Ziele des Pariser Klimaabkommens. Anstatt auf die Sanierung des Staudenhofes zu setzen, wird die unnötige Freisetzung von tausenden Tonnen CO2, die Verschwendung von Ressourcen und die Vertreibung von Mieter*innen aus einem bezahlbaren Zuhause in Kauf genommen.“
Staudenhof als Symbol für verfehlte Potsdamer Politik
Auf die stadt- und sozialpolitische Komponente beim geplanten Abriss kommt es auch Simon Wohlfahrt vom Bündnis Solidarisches Potsdam an: „Nichts symbolisiert die völlig verfehlte Stadt- und Klimapolitik in Potsdam derzeit besser als der Staudenhof. Wir erleben, wie in Potsdam eine Museums-Innenstadt mit barocken Nachbauten entsteht. Gleichzeitig machen hier Immobilienfirmen über horrende Mieten und Eigentumswohnungen hohe Profite. An das Scheinargument der Stadt, am Ort des Staudenhofs irgendwann mal Sozialwohnungen zu bauen, glauben wir nicht. Die könnten sie mit dem bestehenden Gebäude nämlich schon jetzt haben, günstiger und ökologischer.“
Nähere Infos zum Camp und das genaue Programm gibt es im Internet unter: staudenhof.info/camp und potsdam-stadtfueralle.de
47 Stunden lang vielfältiges Programm rund um den Staudenhof
- Von Freitag 15.30 Uhr bis Sonntag 14 Uhr wird um den alten DDR-Plattbau am Alten Markt viel los sein. Nach der Eröffnung mit Kaffee und Kuchen startet um 17 Uhr eine Infoveranstaltung mit Steffen Schorcht von der Bürgerinitiative Grünheide. Titel: „Tesla in Brandenburg: Grünes Wachstum gegen Natur und Klima“.
- Ab 19.30 Uhr sprechen Holger Catenhusen vom Mieterverein Potsdam und Umgebung e.V. und der Wohnökonom Daniel Fuhrhop öffentlich über „Soziales Bauen und soziales Wohnen in Potsdam“.
- Abends legt DJ Petroschi für Teilnehmer*innen des Camps Musik zum Tanzen auf.
- Am Samstag von 9 bis 11 Uhr bereiten die Camporganisator*innen allen Interessierten ein öffentliches Frühstück. Tagsüber wird es einen Infomarkt mit Ständen von verschiedene Potsdamer Gruppen geben, die über die Klima- und Stadtpolitik informieren.
- Jeweils zwischen 11 bis 12.30 Uhr und 14 bis 15.30 Uhr finden am Samstag Workshops statt. Unter anderem mit den Titeln: „Zwangsräumung verhindern – Erfahrungen der Stärke aber auch der Grenzen in der Zusammenarbeit mit Betroffenen“, „Wir fahren zusammen: Die Vernetzung von ÖPNV-Beschäftigten und Klimabewegung stellt sich vor“ und „Explodierende Mieten, kaum Mieter*innenschutz – die traurige Bilanz der Brandenburger Wohnungspolitik“.
- Ab 14 Uhr am Samstag startet der 24-Stunden-Lauf um den Staudenhof. Joggerinnen, Skater und Spaziergängerinnen können zeigen, dass sie das Schicksal des Staudenhofs buchstäblich bewegt. Ziel ist, dass einen ganzen Tag lang Menschen um den Staudenhof herum unterwegs sind. Wer sich für eine Sport-Einheit anmelden und eine Schicht übernehmen will, kann dies unter: rund-um-den-staudenhof@web.de tun.
- Von 16 bis 17.30 Uhr geht es weiter mit einem Aktionstraining unter dem Titel „Basics des zivilen Ungehorsams“. Es richtet sich an alle Menschen, die zentralen Elemente einer erfolgreichen Blockade vermitteln und einüben wollen. Es wird gezeigt, wie man unter Zeitdruck Entscheidungen in Bezugsgruppen trifft und sich Räumungen widersetzt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
- Ab 20 Uhr gibt es dann auf dem Camp Abendessen. Dazu ein Konzert, u.a. mit dem Kama Orchester. Sie spielen laut eigenen Angaben einen Stil, der aktuelle globale Klänge mit einem eigenen Sound zu Groove und Brassmusik mischt. Für die Zuhörer*innen wird eine energiegeladene Tanzmusik entstehen.
- Um 22:00 Uhr gibt es dann noch Open Air Kino. Die Veranstalter*innen zeigen die Dokumentation über die ehemalige Fachhochschule Potsdam: „Schrott oder Chance – Ein Bauwerk spaltet Potsdam“ aus dem Jahr 2019. Die Filmemacher*innen Kristina Tschesch, Elias Franke und Christian Morgenstern begleiteten darin den Abriss des Gebäudes und lassen Befürworter und Gegnerinnen zu Wort kommen.
- Der Sonntag startet ab um 11 Uhr gemütlich mit einem Mix aus Brunch und Strategiediskussion. Bei Müsli und veganem Aufstrich diskutieren die Teilnehmer*innen die Frage: „Wo stehen soziale Bewegungen in Potsdam?“
- Ab 11.30 Uhr geht es kulinarisch weiter. In einem Rundgang zur Stadtökologie können die Teilnehmenden essbare Wildpflanzen im Plattenbau-Dschungel erkunden.
- Um 14:00 Uhr endet das Camps mit dem Finale des 24-Stunden-Laufs.
Wer das Camp organisiert
Das Camp wird unterstützt und organisiert von folgenden Gruppen: BUND Potsdam, Bündnis Solidarisches Potsdam, Die Linke Potsdam, Extinction Rebellion, Fridays for future, ISO Potsdam, Klimatresen Potsdam, La Datscha, Letzte Generation, Netzwerk „Stadt für alle“, Parents for future, Potsdam autofrei, Potsdam Zero, Retten wir den Staudenhof, Seebrücke Potsdam, Solikante, Tschüss Erdgas, Wählergemeinschaft „die Andere“ und Woods up e.V.